JoVita

JoVita - eine der größten Geschichten aller Zeiten…fast.
Anno Jomini


Im Jahre 0 der jo‘schen Zeitrechnung erspähten die Holy Kings Caspi, Melchi und Balle am Nachthimmel das Licht eines 1000kW kopfbewegten Kometenscheinwerfers. Gott, der alte Lebensregisseur, hatte in weiser Voraussicht die Leuchtkanne angeknipst. Das Zeichen war klar. Hier passierte gerade etwas ganz Großes. Die drei Fernossis aus dem Morgenlatteland sattelten sofort ihre Camels ohne Filter und folgten dem heiligen Spot, der lichtpunktmäßig zielgenau nahe der deutschesten aller Burgen, einschlug. Die Turbotiere waren sofort in Alarmzustand und ihre astronomischen Reiter faxten vorab in die noch nicht existierende Cloud Richtung Zielort:
„Hi Unbekanntes, was geht‘n in Wartburg- City? Wir beantragen noch schnell die Einreise in Honnis Sozialismusexperiment und sind in spätestens 10 Minuten da.
Wenn da wieder mal so‘n crazy Typ wie damals in Bethlehem käme, wäre das voll geil!!!“
»Und es kam ein Typ…und was für einer, ICH, Josus von Neunazareth (später des Shobusiness halber nur noch „Jo“genannt). Meine Eltern, die Töpfermeisterin Maria Fingerhut und der Musiker Günter Fingerhut hatten mich erfolgreich gemacht (beide!) und so erblickte ich ganz überraschend als Säugling in einer Kinderklinik unterhalb der Eisenacher Wartburg die Welt. Lustigerweise war diese Klinik einst auch eine sehr bedeutende Burg. „Die Tripperburg“, eine Hautklinik, in der Dr. Lanzelot fernab des sagenumwobenen Sängerkrieges so einige tollkühne Waffenträger und beckenfreudig unvorsichtige Damen untenrum entkitzelte.«
Jedenfalls gab es jetzt diesen prächtigen Jungen und die Welt durfte gespannt sein auf ihren neuen Erdenhelden. Gespannt wie Robbi Kapuzes Flitzebogen.
Die Astros aus dem Morgenlatteland waren dann aber doch schnell von dem kleinen Knirps gelangweilt und haben sich mit einer hochheiligen Geschenkezusicherung wieder gen Wüste verpisst. Irgendwelche Geschenke sind jedoch leider nie angekommen. Später erfuhr ich, dass die Jungs bei ihren klassenfeindlichen Westpaketen nicht bedacht hatten, dass Udo Lindenberg- und Sex Pistols Schallplatten als Willkommensgaben in stasikontrollierten Paketen nicht ihren Empfänger erreichen. Ich sollte wohl vorerst ideologisch musikalisch behütet mit Basti Bachs genialen Oratorien, Jazz und jeder Menge bunter Theatermusik aufwachsen. Naja…was solls. Coole Mugge ist das.

Kindergarten, Schule und das schöpferische Herangewachse


Kurz und knapp: Kindergarten hat genervt und der schönste Schultag war der letzte.
Aber um diese belastenden Bildungseinrichtungen herum bekamen der kleine Künstler und seine Brüder vom Elternteam eine kreative Entwicklungsshow geboten. Musikschule, Kinderchor, unzählige Bastel- und Malsessions und das themenübergreifende Lego- und Playmobilprogramm.
Später folgten die große Kunst des Fahrrad- und Mopedkaputtreparierens… und natürlich Musik. Der trommelnde große Bruder Chriss war der erste wichtige Coach auf dem Weg in die Stöcke schwingende Drummerworld und ließ den talentierten Poltertrommler zur großen Freude der Mitmieter im Keller auf seinem Schlagzeug spielen. Er ahnte wohl schon, wo es mal hingeht.
Einen jüngeren Bruder gab und gibt es auch noch. Matthias der begnadete Wort- und Vokalkünstler. Mit ihm entwickelte sich als zwillingsartiges Duo die Fingerhutsche Spinn- und Kopfakrobatik, die bis heute unnachahmliche Kreationen hervorbringt.
Und dann war da noch die Pubertät. Ein Weg, der mit zunehmender Besserwisserei gegenüber den Eltern beginnt und über schnell langweilig werdende Rebellionsversuche nach und nach in eine freundschaftliche Biertrinkharmonie übergeht. Die eigentliche jugendliche Erziehung und eine einsichtige Bewusstwerdung geschah außerhalb des Elternhauses ohnehin beim väterlichen Wirt und/oder einer fürsorglichen Wirtin.
»Ich denke, jeder halbwegs reflektierte Mensch sollte ab einem gewissen Alter eine gastronomische Vertrauens- und Betreuungsperson haben. Denn die alte Weisheit „In biero veritas (Im Bier liegt die Nähmaschine) stimmt nach wie vor.«

Lehrjahre sind Meisterjahre



Die Postpubertät verlief turbulent. Eine abgebrochene Lehre wegen kompletter Nichteignung für Fachgebiete wie Pneumatik, Elektrotechnik oder Elektronik ließ der frustrierte Berufsschüler erfolgreich hinter sich und heuerte in einer spektakulären Kunstschlosserei an. Mehr traditionelles Handwerk ging nicht und das war auch gut so.
»Hier war kreatives Mitdenken gefragt und mein Meister Claus-Peter Senf und der Altmeister Wilhelm Senf gaben richtig Gas, um aus mir verträumten Luftikus eine pünktliche, umsichtige und kompetente Fachkraft zu machen. Es gelang ihnen mit Bravour! Aber zu dieser Zeit trat auch mit einem gewaltigen Donnerschlag der Bolero von Maurice Ravel mit seiner Megatrommel in mein Leben. Jetzt wollte ich nicht mehr nur Rumdatteln, sondern so ein richtiger Schlagzeuger werden. Und ich wurde einer. Stundenlanges Üben und der Unterricht bei meinen sensationellen Lehrern Thomas Winkler und Arndt Wahlig führten mich mit einem kurzen Zwischenstopp als klassischem Beckenknecht beim Sinfonieorchester Saalfeld in die heilige Kaderschmiede von Trommelguru Hans-Jochen Naumann. Er war der Maestro der Stöckeschwingdozenten an der Musikhochschule „Franz Liszt“ in der Klassikerstadt Weimar. Hier wollte ich sein. Hier wehte mir aber auch von jetzt an der raue und unbarmherzige Musikstudentenwind voll ins Gesicht. Orchestertrommlerwerden ist echt nicht ohne, vor allem, weil jede noch so kleine gutgemeinte Abweichung vom fremdkomponierten Notenbild strengstens vom Taktstockdiktator geahndet und verachtet wird. Die Qual lohnt sich aber. Ich konnte hinterher nahtlos ins Musikschulgeschäft einsteigen und als neuer Neulehrer sogleich entspannt das pädagogische Fahrrad neu erfinden. Nun durfte ich mich Berufsmusiker nennen. Welch ein erhabenes Gefühl, welch ein Privileg.«



Von Zeus gesandt und von der Möse geküsst - Geile Götter


Der wahrhaftig aufstrebende Künstler merkt schnell, dass er etwas wirklich Eigenes erschaffen muss. Die Schöpfung eines eigenen bedeutenden Kreativuniversums. Also wechselt der dirigentengestriezte Jungklassiker zur Schießbude (Drumset), tauscht die Pauken gegen zwei Bassdrums aus und gründet eine Band der härteren Gangart, die von nun an wichtiger als alles Dagewesene ist und möglichst Scharen von Menschen in die Konzerte treibt.
Geile Götter- der Name ist Programm für die damals lesbischste Boyband der Welt, die der leider viel zu früh verstorbene Satiriker Wiglaf Droste treffend und völlig zu Recht als „Intelligenzpunkband“ bezeichnete. Mit Matthias, Tommi 70, Marco und Jo eine Art lyrisch polarisierendes Krawallrock-Kabarett.
»Da ließen uns dann sogar der große Udo und Die Prinzen als Vorband aufspielen und die Wochenenden standen ganz im Zeichen von Sex, Drugs und Boxen schleppen. Eher das Letztere, aber eine krass spannende Zeit mit CD’s, Studios, Konzerten auf großen Bühnen und den geliebten deutschlandweiten Clubspelunken. Hier waren wir manchmal so nahe am Publikum, dass der nächste Schritt für die Fans der Einzug in unsere Band-WG bedeutet hätte.
Ich unternahm allerdings in den heißen Rock´n Roller-Jahren auch schon des Öfteren Ausflüge in den virtuosen Olymp des Gitarrengotts Django Reinhardt. Dieser Dampfhammerswing ist mit einem besengeübten Punkrockdrummer näher an Lemmy’s Motörhead-Gewitter dran, als der eingefleischte Traditionsjazzer meint. Nur vielleicht ein klein wenig leiser. So etwa 100 dB.
Neben der geil göttlichen Berufung ist das unglaubliche „Marco Böttger Swingtett“ bis heute mein trommlerisches Betätigungsfeld. Gypsyfans und sonstigen Abgehmusikfans heizen wir hier ordentlich ein und impfen nicht nur den berüchtigten Silberlöckchen die Lebenskraft in ihre tanzbereite BauBeiPo-Area.«




Jo als pinselakrobatischer Quereinsteiger - The First Kontakt und weiter


Wenn der gebeutelte Rockstar dann von den dauernden Mädelskreischereien und den ewigen Bühnenposereien eine Pause braucht, stellt er ziemlich schnell fest, dass während dieser wohlverdienten innovativlosen Zwischenrente alsbald ein kreatives Loch entsteht. Eine unerträglich alltagsspießige Leere, welche schnellstens mit neuen schöpferischen Attraktionen bekämpft werden muss. Auch das immer stärker anklopfende Künstlerego meldet sich zunehmend in nächtlichen Grübelattacken und will liebevoll beruhigt und neu versorgt werden.
»Das Gefühl, dass ich mal irgendwie malen würde, hatte ich schon sehr lange. Eines Tages schaute mich ein eigenartig bunter Entwurf aus meiner Handyzeichenapp an und sagte: “Huhu Jo, hier bin ich und jetzt mach gefälligst was Cooles aus mir!!!“ Mein Vater, ein begnadeter Maler fand das auch, ging entschlossen los, kaufte mir Pinsel, Farben & Co. und meint: „Das malst du jetzt groß und in richtig bunt, das wird gut!“ Und weil ein braver Sohn seinem Erzeuger grundsätzlich nicht widerspricht, habe ich das gemacht und der neue Jo van Gogh war mit einem völlig kontroversen Stil am Start. Nun sprudelten die Ideen fast von selbst auf die Leinwände. Meine persönliche farb- und formfigürliche Egotherapie für Auge und Hirn.«




»Und dann war es so weit. Ich, der pinselakrobatische Quereinsteiger, der ungeduldige Zappelphilipp, wendet sich mit seinen wegweisenden Werken und mit einer noch wegweisenderen Vernissage an das Volk.
Tobias Künzel hält die Laudatio und Heinz Rudolf Kunze und viele andere Spezis schreiben mir ehrliche Statements für die Ausstellung „SEHNSUCHT NACH LACHENDER LEICHTIGKEIT“. Sogar meine Geilste Band der Welt spielte wieder zur heiteren Unterhaltung auf. Was für ein Großer Abend, welch ein überwältigender Erfolg. Jetzt war ich wirklich glücklich. Jetzt ging‘s los mit „Jo‘s famoser kunterbunter Welt“, eine „WORLD OF JO“ in der ich, der Spinner und Kopftheaterregisseur, meine leichte und fröhliche Ernsthaftigkeit malerisch musikalisch versprühen werde!!!…auch wenn es vielleicht hin und wieder den Verstand kostet.
Danke Jo, dass du dir das getraut hast!«
»Die weitere Dokumentation meines Lebens überlasse ich ab hier den Kunsthistorikern und der in jeder Epoche wichtigtuenden Kunstpolizei.
Würsing!!!
…und
…SEE YOU LATER KROKODIL«

»Die weitere Dokumentation meines Lebens überlasse ich ab hier den Kunsthistorikern und der in jeder Epoche wichtigtuenden Kunstpolizei.
Würsing!!!
…und
…SEE YOU LATER KROKODIL«
